Mein lieber Leser,
als eine weniger bekannte Persönlichkeit der griechischen Mythologie, kommt man mit der zauberhaften Danaë eher durch die vielen Darstellungen jener historischer Maler in Kontakt, die die ihr zugrunde liegende Geschichte als Inspiration nahmen um wundervoll ansehnliche Kunstwerke zu schaffen. Einer dieser Künstler war Tizian, der um etwa 1544 ein Bild malte, in dem die junge Geliebte des Zeus als nackte Frau auf einem ungemachten Bett zu sehen ist: ein leichtes Tuch ist über ihrem Schenkel drapiert, ihr Körper zeigt wohlig weiche Rundungen, sie schaut entspannt und zugleich erwartungsvoll dem entgegen was da auf sie zukommt.
Warum genau aber wird dieses über 500 Jahre alte Bild auch heute noch als so frivol empfunden? Nun, zum einen ist es die Geschichte die hinter dem Dargestellten steckt: Die mythologische Danaë wurde, wie in Ovids „Metamorphosen“ beschrieben, vom Gott Zeus geschwängert nachdem sie von ihrem Vater Akrisios eingesperrt wurde. Akrisios erhielt einst die Prophezeiung, dass Danaës Sohn ihn einmal umbringen würde und so glaubte er, durch das Verstecken seiner Tochter diese vor männlichen Begierden schützen zu können. Doch Zeus fand sie und drang in ihr Verlies, indem er sich in einen goldenen Regen verwandelte. In Tizians Darstellung erscheint Zeus als ein Goldmünzenregen, der von oben in Danaës Schoß zwischen ihre gespreizten Beine fällt.
Persönlich am reizvollsten finde ich die Abbildung Danaës rechter Hand: sinnlich räkeln sich ihre Finger durch die in Falten geschlagene Bettwäsche. Unendlich erotisch und ein körperlich-sinnliches Detail, das dieses Gemälde für mich so besonders macht.
Herzliche Grüße,
Deine Vanessa
Bild: Von Tizian – The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202., Gemeinfrei, Link